«...kint... die sein gewarnt hiemit.»

Das puech ist von dem Mayr Helmbrechte

Entstehung /Autor
Autor: Wernher der Gärtner, urkundlich nicht fassbar, wird im Text nur einmal erwähnt1
fahrender Berufsdichter, Kenntnisse der Morallehre, weltlichen Literatur und des Rechtswesens
Namendeutung: Familienname oder ‚Künstlername‘ (jemand, der sich der Pflege der schönen Rede widmet)
Werk: Bedeutendes Werk der Kleinepik (Versnovelle, dörperliche Dichtung), entstanden zwischen 1247 und 1285
zeitliche Eingrenzung durch intratextuellen Verweis auf Neidharts Tod vor 12472
Entstehungsort: bayerisch-österreichischen Grenzgebiet
  1. „Swer iu ditze mære lese,
    bitet daz im got genædec wese
    und dem tihtære,
    Wernher dem Gartenære“

    (V. 1931-1934)
  2. „her Nîthart, und solde er leben“ V. 217
    (Terminus post quem)
  3. Tschirch, Fritz: Werner der Gärtner, Helmbrecht, Reclam 1974, S. 169
    Überall, wo Kinder, die ihr eigener Herr sein wollen,
    noch bei Vater und Mutter leben,
    die sollen sich hierdurch warnen lassen.
    Wenn sie’s wie Helmbrecht treiben,
    so sage ich ihnen das Urteil voraus:
    Ihnen wird es wie Helmbrecht ergehen.
    Wo auf Straßen und Wegen
    kein Wagen mehr unbehelligt hatte fahre können,
    da sind die Wege nun wieder sicher für jedermann,
    seit Helmbrecht in der Schlinge baumelt,
    (Nun schaut euch überall um:
    Wenn euch ein einfacher Mann einen guten Rat gibt,
    so befolgt ihn genauso wie den Ratschlag eines lebenserfahrenen
    Wie, wenn Helmbrecht etwa noch
    hier und da unter der Jugend Anhänger haben sollte?
    Die werden gewiss auch Helmbrechte werden.
    Von denen, meine ich, werdet ihr solange keinen Frieden haben,
    bis auch sie in der Schlinge baumeln.)
    Und nun betet für jeden, der euch diese Geschichte vorträgt:
    Gott möge ihm gnädig sein
    und auch dem Dichter,
    Wernher dem Gärtner.
Überlieferung
In zwei Handschriften überliefert:
Ambraser Heldenbuch, Wien, Österr. Nationalbibl., Cod. Ser. nova 2663, Wernher der Gärtner: 'Helmbrecht' (A) [Bl. 225r-229r], Digitalisat
Berlin, Staatsbibl., mgf 470, Wernher der Gärtner: 'Helmbrecht' (B) [Bl. 229va-240vb], Digitalisat
Inhalt / Motive / Schlüsselbegriffe
Für eine kurze inhaltliche Zusammenfassung vgl.: Wachinger, Burghart: Die deutsche Literatur des Mittelalters: Verfasserlexikon
Für eine strukturelle Gliederung vgl.: Tschirch, Fritz: Werner der Gärtner, Helmbrecht, Reclam 1974, S. 18f.

  • Landfriede
  • Vater-Sohn-Konflikt
  • Gleichnis vom verlorenen Sohn (Lk, 15,11-32)
  • 4. Gebot (Ex[odus] 20,12)
  • Ordo-Gedanke
  • Ritter vs. Raubritter
  • Standesbewußtsein
  • Ausrüstung
  • Kleidung
  • Superbia
Didaxe
«Swâ noch selpherrischiu kint
bî vater unde muoter sint,
die sîn gewarnet hie mite.
begânt sie Helmbrehtes site,
ich erteile in daz mit rehte,
in geschehe als Helmbrehte.
ûf den strâzen und ûf den wegen
was diu wagenvart gelegen:
die varent alle nû mit fride,
sît Helmbreht ist an der wide.
Nû seht ûf und umbe:
râte iu wol ein tumbe,
dem volgt und ouch des wîsen rât.
waz ob Helmbreht noch hât
etewâ junge knehtel?
die werdent ouch Helmbrehtel.
vor den gib ich iu niht fride,
si komen ouch danne an die wide.

Swer iu ditze mære lese,
bitet daz im got genædec wese
und dem tihtære,
Wernher dem Gartenære
»
Übersetzung3